Abendzeitung

Unverdient unbekannt

Die Münchner Maler Franz Xaver Braunmiller wäre vor kurzem 110 Jahre alt geworden- sein Atelier kann man heute kostenlos besichtigen.

Es gibt wohl nicht viele Künstler, die ein so umfangreiches Werk hinterlassen haben und trotzdem doch eher unbekannt geblieben sind. Der Münchner Maler und Bildhauer Franz Xaver Wilfried Braunmiller ist so einer. Rund sechshundert Glasmalereifenster hat er in sechzig Jahren Schaffenszeit realisiert, dazu viele Altargemälde, Mosaike und Wandmalereien für Kirchen in Südafrika, Indien, Schweden, USA und Kanada. Am 20. März hätte der vielseitig begabte Brauenmiller seinen 110. Geburtstag gefeiert.
Auch seiner geliebten Heimatstadt hinterließ der gebürtige Münchner viele Kunstwerke. Ein Paar der Berühmtesten sind die Altargemälde in der Schwabinger Josephskirche, die Glasgemälde in St. Maximilian oder die Glasfenster in St. Maria in Thalkirchen.

Sein Talent erbte Braunmiller von seinem Vater Franz Xaver, auch er war Stuckateur und Bildhauer :,,Die Schule war für mich verlorene Zeit´´, schreibt Sohn Braunmiller in seinen Memoiren. ,, Die größte Freude erlebte ich , als ich erfuhr, dass ich in eine städtische Zeichenschule gehen durfte.´´ Mit gerade mal 17 Jahren borschrieb, was ihn 1922 zum jüngsten Studenten dort machte.

Kurz danach bezog der junge Kunststudent ein Atelier in der Türkenstraße und verkehrte schnell in den Münchner Promikreisen der 20er und 30er Jahre. ,,Er Liebte den Fasching und war einwaschechtes immer mit viel Herz´´, beschreibt Natalia Braunmiller ihren Schweigerpapa lächelnd.

Dann kam der Krieg: Im Russlandfeldzug wurde Braunmiller schwer verwundet.,, Weil der der Krankenschwester erzählte, er sei Maler, retteten die Lazarett-Ärzte in Lemberg 1941 seine Hand´´, erzählt Natalia. Von da an überzeugt, Gott habe ihn gerettet, fühlte sich der gläubige Braunmiller besonders verpflichtet Notleidenden zu helfen. Einen Kinderchor, den er kurz nach der Taschernobyl-Katastrophe für Waisen mitgründete, unterstützt die Familie nach wie vor. Der Chor reist am Samstag extra aus Minsk an, um zu Eltern Braunmillers, am Tag der offenen Tür, ein Gedenkkonzert zu geben.

,,Das Atelier muss weiter leben. Das war Opas letzter Wunsch, als er 1993 starb“, erzählt Natlia Braunmiller. Und so wird das Restaurationsatelier in dem alten Reihen-Hexenhäuschen direkt hinterm Westpark bis heute in vierter Generation weitergeführt _ eine echte Künstlerfamilie. Der Sohn Braunmillers, Willfried, ist 2012 verstorben. Bis zuletzt möbelte der stadtbekannte Restaurator die Kostbarkeiten von Promis wie Loriot, Rudolph Moshammer oder Senta Berger auf. Seither ist Natalia Braunmiller Inhaberin des Ateliers, das sie mit Meinhardt Feuersenger und Tochter Anastassia Schulga betreibt.

„Wir konservieren Schönheit“, erklärt die Enkelin Braunmillers Schulga:,, Wir sind auf die Restaurierung von Gemälden und Porzellan spezialisiert. Wasser-, Transport-, und Brandschäden sind unsere Stärke. Ganze Sammlungen werden hier in aufwendiger Handarbeit gerettet. Porzellantassen kleben wir nicht einfach zusammen, wir richten sie mit zahnmedizinischen Stoffen wieder so her, dass man bedenkenlos daraus trinken kann. Wir arbeiten auch eng mit der Nymphenburger Porzellan Manufaktur zusammen´´.

Das Atelier ist auch eine der wenigen Adressen für Restauratoren. Um praktische Erfahrung zu sammeln. Die gelernte Restauratorin Natalie Braunmiller gibt Weiterbildungs- und Mappenvorbereitungskurse zur Aufnahme an Kunstschulen. Neugierige dürfen sich am Samstag, 28 März, ausnahmsweise mal alle Räume des Ateliers ansehen.

Nur Maximilian, der Enkel Braunmillers, fällt etwas aus der Kunst-Restauratoren-Reihe. Ihn hat es ins Nachtleben verschlagen: Der Promi-Wirt ist Mitinhaber der 089-Bar und des Filmcasinos am Odeonplatz.

Atelier Braunmiller, Peter-Schlemihl-Str. 3, Mo-Fr 9-12 Uhr und 13.30 -16.30 Uhr, Tel.:714 77 11; Samstag: Tag der offenen Tür 14- 18 Uhr, Gedenkkonzert des Krynichka-Chors 19 Uhr, in der Zwölf-Apostel Kirche, Siglstr. 12.